Die Ameise. Das grosse Krabbeln.

Die Ameise. Das grosse Krabbeln.

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Die Ameise. Das grosse Krabbeln.

Sie sind fleissig, selbstlos und überall: Ameisen. Seit vielen Millionen Jahren auf Erfolgskurs dank einer strikten Arbeitsteilung, dabei frei von Sozialneid. Wären Ameisen die besseren Menschen?

Sie waren am späten Abend gekommen, durch das angekippte Fenster ins Haus eingedrungen und hatten sich im Haus verteilt. Plötzlich waren sie überall gewesen, auf Treppen, an Wänden, im Wohnzimmer und in der Küche. Entsetzte Schreie hatten durch das Haus gehallt, das nun nicht mehr uns gehörte, sondern den skrupellosen Invasoren. 

Adelige Gebärmaschinen

«Was zum Teufel ist das?!», hatten die Kinder gefragt. Das waren ganz klar: Ameisen – auf ihrem Hochzeitsflug. Bei dem Hochzeitsflug schwärmen die extra dafür designten Geschlechtstiere der Ameisen aus ihrem Nest aus, Männchen wie Weibchen, und zwar in Massen. So ist das Risiko, von Fressfeinden verspeist zu werden, für das Individuum kleiner. Die Geschlechtstiere machen auf dem Flug, was man eben so macht, wenn man seine Art erhalten möchte/muss. Danach suchen die befruchteten Weibchen eine Stelle auf dem Erdboden, die ihnen zur Familiengründung geeignet erscheint, knicken ihre Flügel ab und hocken ab da zu Hause im Loch. Dort bekommen sie eine Unmenge Kinder und erblicken nie wieder das Licht der Sonne… Immerhin tragen sie dabei einen Titel (Königin) und es ergeht ihnen besser als den Männchen. Die sterben nämlich, als ausgelaugte und nun nutzlose Samenspender, gleich nach der Paarung. Ja nun.

Master and servant

Die Königin muss, abgesehen vom Kinder kriegen, im ganzen Leben keinen Fühler mehr krumm machen: Arbeiten tun die anderen. Ameisen leben schliesslich in streng organisierten Staaten, in denen jeder für seine Aufgabe geboren wird. Die, die man immer und überall schwere Lasten tragend, herumkrabbeln sieht, das sind die Arbeiterinnen. Die Chance für einen sozialen Aufstieg ist gleich Null. Wobei es auch eine Ameisenart gibt, die die Larven anderer Ameisenstaaten stiehlt und die daraus geschlüpften Ameisen fortan für sich schuften lässt: die Amazonenameise, eine echte Sklavenjägerin. Sie lebt bevorzugt in warmen Gebieten in Mittel- und Südeuropa, ist aber – zum Glück für die anderen Ameisen – ziemlich selten.

Seid fruchtbar und mehret euch…

Ameisen gibt es seit der Kreidezeit. Die ältesten fossilen Funde werden auf 100 Millionen Jahre datiert. Gibt es aus der Kreidezeit noch relativ wenige fossile Funde, steigt die Anzahl der mumifizierten Ameisen später drastisch an. Heute sind sie jedenfalls eine sehr erfolg- und artenreiche Spezies, die so gut wie überall auf dem Planeten vorkommt.

Die Ameise und ihr Nutztier

Spektakulär sind die Blattlausfarmen der Ameisen. Da da sowohl die Blattlaus wie auch die Ameise von profitiert, nennt sich das Symbiose. Dabei kitzelt die Ameise der Blattlaus den Pflanzensaft aus dem Hinterteil, im Gegenzug kann sich die Blattlaus darauf verlassen, dass die Ameise sie vor Frassfeinden schützt. Manche Ameisenarten halten ihre Blattläuse sogar in ihrem Erdbau, zum Schutz gegen gefrässige Marienkäfer und andere Blattlausvertilger. Diese Arten züchten dann Pilze auf zerkauten Pflanzenblättern, mit denen sie dann ihre Blattläuse füttern. Nutztierhaltung einmal anders. 

Und selber nützlich

Nützlich für die Umwelt sind Ameisen auch noch. So drehen sie die oberen Erdschichten auf links und sorgen auf diese Weise für eine bessere Durchlüftung des Bodens. Sie bauen pflanzliches Material im Boden ab, verbreiten Pflanzensamen und fressen anderes Kleinstgetier, bevor es sich in Massen ausbreitet. 

Die Grossinvasion der Ameisen, die bei uns eingefallen war, fand übrigens den Weg nach draussen wieder ganz von selbst: Wir löschten das Licht im Haus und machten die Gartenlampe an. Eine halbe Stunde später gehörte das Haus wieder uns.