Der Blobfisch. Tiefseekreatur mit Imageproblem.

Der Blobfisch. Tiefseekreatur mit Imageproblem.

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Der Blobfisch. Tiefseekreatur mit Imageproblem.

Wie man es auch dreht und wendet – der Blobfisch kommt namenstechnisch nicht gut weg. Psychrolutes marcidus ist sein wissenschaftlicher Name, der irgendwie an einen Hollywoodstreifen mit Kettensägen erinnert. Dazu gehört er zu den Dickkopf-Groppen, was zwar der perfekte Name für einen Politiker wäre, aber sicher nicht für ein unschuldiges Fischchen.

Weiteres Unrecht geschieht dem Blobfisch mannigfach: Zum einen gilt er offiziell als hässlichstes Tier dieser Welt. Das kränkt mein Biologenherz, denn es gibt nunmal keine hässlichen Tiere. Zum anderen, und das trifft den Blobfisch wohl weitaus persönlicher, ist er durch die Tiefseefischerei bedroht. Auch wenn er in einer Tiefe von bis 600 bis fast 3000 Metern zu Hause ist – da die Fangindustrie immer krampfhafter versucht, die nahezu leergefischten Meere noch leerer zu fischen, ist es auch beim Blobfisch kurz vor 12. 

Am besten unter Druck

Ihn in Zooaquarien zu verfrachten und somit vor dem Aussterben zu bewahren, ist leider keine Option. Da der Blobfisch dafür designt wurde, mit einem Umgebungsdruck von bis zu 300 bar zurechtzukommen (bei dem Druck wären wir Menschen klein wie Haselmäuse), quillt er bei einem geringeren Umgebungsdruck auf. Kurz: Der Blobfisch macht blob! und stirbt. Um in seiner Wohntiefe zu leben zu können, hat der Blobfisch keine Knochen. Sein Körper ist eine geschmeidige, glitschige Schwabbelmasse. Interessanterweise lebt die grössere Version des Blobfisches in tieferen Gewässern als sein etwas kleiner Grosscousin. Was also bedeutet, dass in der Tiefsee nicht nur winzige, schrumpelige Kreaturen und Plastiktüten leben, sondern auch grössere Individuen. Am Meeresboden sieht der Blobfisch übrigens fast aus, wie jeder andere Fisch.

Passiver Räuber

Mit der Futtersuche hat es der Blobfisch verhältnismässig einfach. Da er fast keine Muskulatur besitzt, „schwebt“ er friedlich durchs Wasser, solange, bis ihm seine Futter – Krebse, Seeigel oder andere glibberige Tiere – ins Maul schwimmt. Auf diese Art spart er Energie und kommt mit entsprechend wenig Nahrung aus. Ob er immer schwebend unterwegs ist, oder auch mal den Turbo einlegen kann, weiss niemand. Auch über seine Lebenserwartung ist nichts bekannt. 

Hässlich sein als PR-Strategie

Der Blobfisch lebt in den Gewässern rund um Neuseeland und Australien, kommt aber auch in den Meeren um Japan und Kalifornien vor. Wie er sich fortpflanzt, ist unklar, es wird aber wahrscheinlich im üblichen Rahmen ablaufen (Mann und Frau machen irgendwas). Auch sonst ist relativ wenig über den Blobfisch bekannt, da er aus o.g. Gründen (blob an der Oberfläche) schwierig zu untersuchen ist. Der Titel „hässlichstes Tier der Welt“, den er 2013 auf dem British Science Festival in Newcastle verliehen bekam, war eigentlich ein Liebesdienst: Simon Watt, Präsident der Ugly Animal Preservation Society, sagte, er hoffe, mit diesem Titel den Blobfisch bekannter zu machen und somit zu seiner Erhaltung beizutragen

Nur keine Publicity ist schlechte Publicity.